Tomar, Stadt des Templerordens
Nicht versäumen
- das Convento de Cristo besuchen
- durch den Wald Mata dos Sete Montes wandern
- die alte Synagoge besuchen
- einige „Fatias de Tomar“ genießen
- die Stadt in dem Jahr besuchen, in dem das Festa dos Tabuleiros stattfindet
- zur Burg Castelo de Almourol fahren
Als alter Sitz des Templerordens besitzt die Stadt Tomar wegen ihres künstlerischen und kulturellen Reichtums einen großen Zauber. Am herausragendsten ist das Kloster Convento de Cristo, eins der bedeutendsten Renaissance-Werke Portugals.
Aus welchem Grund auch immer man die Stadt besucht, auf jeden Fall muss man zur Templer-Burg hinaufsteigen und das monumentale Bauwerk des Convento de Cristo erkunden. Die Charola (Rundbau) ist der älteste Teil. Diese Gebetskappelle der Templer wurde im zwölften Jahrhundert gebaut, ebenso wie die Burg, die zu jener Zeit die modernste und fortschrittlichste Militäranlage des Königreichs war und von den Festungen im Heiligen Land inspiriert wurde. Die Kapelle wurde bei dem von D. Manuel I. im sechzehnten Jahrhundert veranlassten Wiederaufbau zum Altarraum, als der ganze Komplex die architektonische Pracht erhielt, die er noch heute bewahrt und deretwegen er als Weltkulturerbe klassifiziert wurde.
Es lohnt sich, das Kloster aufmerksam zu besichtigen, um nach und nach einige der Kostbarkeiten zu entdecken wie die Darstellungen am Renaissance-Portal, die besondere Symbolik des manuelinischen Fensters im Kapitelsaal, die architektonischen Einzelheiten des Hauptkreuzgangs und die mit den Ritualen der Templer verbundenen Nebengebäude. Um deren Geschichte besser verstehen zu können, muss man wissen, wie sich der Templerorden in den Christusorden verwandelte und dadurch seine Macht, sein Wissen und seinen Reichtum, den er in Portugal hatte, rettete. Der berühmte Infante D. Henrique (Heinrich der Seefahrer), Mentor der Heldengeschichte der Entdeckungen, war einer seiner wichtigsten Gouverneure und Beschützer.
Vom Kloster aus können wir zu Fuß durch den Wald Mata dos Sete Montes bis zum historischen Zentrum hinuntergehen. Wenn wir die Straße entlanggehen, sehen wir auf halber Strecke die Kapelle Ermida de Nossa Senhora da Conceição, ein kleines Renaissance-Juwel, ein Werk des Portugiesen João de Castilho, der auch im Kloster gearbeitet hat.
Anschließend muss man sich Tomar ansehen. Der älteste, mittelalterliche Stadtbereich verläuft in Kreuzform in Richtung der Himmelsrichtungen und hat an jedem Ende ein Kloster. Der Platz Praça da República mit der Kirche Igreja Matriz dedicada a São João Baptista (Johannes dem Täufer gewidmet) markiert das Zentrum, von dem aus die Burg und das Convento de Cristo im Westen liegen. In den umliegenden Straßen können wir traditionelle Geschäfte und das älteste Café antreffen, in dem man die Köstlichkeiten des örtlichen Konditorhandwerks genießen kann: queijadas de amêndoa e de chila (Käseküchlein mit Mandeln und Kürbisfäden) und die traditionellen Fatias de Tomar, die nur aus Eigelb bestehen, in einem ganz besonderen Topf im Wasserbad hergestellt werden und von einem Blechschmied der Stadt Mitte des letzten Jahrhunderts erfunden wurden.
Im Süden liegt das Kloster Convento de São Francisco, in dem man zurzeit das kuriose Museu dos Fósforos (Streichholzmuseum) besuchen kann, und im Norden das alte Convento da Anunciada. In ihm, am Ort des derzeitigen Museu da Levada, sehen wir die alten Mahlwerke und Mühlen, die mit der Wasserkraft des die Stadt durchquerenden Flusses Nabão arbeiteten. An einem der Ufer liegt das Convento de Santa Iria und etwas weiter in derselben Richtung die Kirche Igreja de Santa Maria do Olival, in der sich Gräber verschiedener Templer befinden, unter ihnen das von Gualdim Pais, dem 1195 verstorbenen ersten Großmeister.
Die ganze Stadt hat sich von diesem Kern aus entwickelt, der auch die Bühne einer der größten traditionellen Veranstaltungen ist, des Festa dos Tabuleiros (Fest der Tabletts).
Abgesehen davon, dass Tomar die Kämpfe der christlichen Rückeroberung im zwölften Jahrhundert miterlebte, bewahrt die Stadt auch ein interessantes Zeugnis der hebräischen Religion, die alte Synagoge aus dem fünfzehnten Jahrhundert, heute das Museu Luso-Hebraico de Abraão Zacuto (portugiesisch-hebräisches Museum Abraham Zacuto), das dem angesehenen Astronomen und Mathematiker aus dem fünfzehnten Jahrhundert gewidmet ist. An der alten Rua da Judiaria (Sraße des Judenviertels) gelegen, besitzt es eine wertvolle Dokumenten- und Epigraphensammlung. Bemerkenswert sind die Löcher, die man in jeder Ecke sehen kann und die anzeigen, dass an der Wand Tonkrüge angebracht waren, um die Akustik des Raums zu verbessern.
Zu den schon genannten interessanten Punkten gehört noch das Núcleo de Arte Contemporânea (Zentrum für zeitgenössische Kunst), in dem die Sammlung eines der bedeutendsten Historiker portugiesischer Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts, Professor José-Augusto França, bewahrt wird.
Um sich vom kulturellen Rundgang zu erholen, gibt es nichts Besseres als eine Pause im Park Parque do Mouchão. Es ist ein kühler Ort, an dem man das Roda do Mouchão, ein hydraulisches Rad aus Holz, besichtigen kann. Es ist ein Ex-libris der Stadt und ruft Zeiten ins Gedächtnis zurück, in denen Mühlen, Pressen und landwirtschaftliche Gebiete entlang des Flusses zur wirtschaftlichen Prosperität von Tomar beitrugen.
Aber es gibt auch noch Gründe für einen Ausflug in die Umgebung wie Castelo de Bode, einen der größten Stauseen des Landes, auf dem man eine ruhige Bootstour mit einem Mittagessen an Bord machen oder sich für verschiedene Wassersportarten entscheiden kann. Oder auch die kleine Insel im Tejo, auf der die Burg Castelo de Almourol liegt, oder der am Fluss liegende Ort Dornes, wenn man den Besuch von Templerorten in der Gegend vertiefen möchte. Für eine vollständigere Tour schlagen wir die Roteiros do Património Mundial (Reiseführer des Weltkulturerbes) – „No Coração de Portugal“ (Im Herzen Portugals) vor.